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“Mit gemischten Gefühlen den Berg rauf”– Uli Borowka kehrt nach Fredeburg zurück

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Er hat alles erreicht was sich in einer Karriere als Fußballprofi nur wünschen kann. Uli Borowka, 1962 in Menden geboren, startete seine Karriere bei Mönchengladbach unter Trainer Jupp Heynckes. In Werder Bremen spielte er von 1987 bis 1996 unter Otto Rehhagel und wurde in dieser Zeit mehrfach Deutscher Meister, Pokalsieger und Europapokalsieger und war außerdem 6-facher Nationalspieler. Bereits zu dieser Zeit hatte er Alkohol-Probleme. Nach einer erfolgreichen 4- monatigen stationären Therapie im Jahr 2000 in der Fachklinik Bad Fredeburg, kehrte Uli Borowka jetzt zum ersten Mal nach Bad Fredeburg zurück. „An diesem Ort hat mein neues Leben angefangen“, sagt er, „deshalb will ich hier mein Buch vorstellen.“

„Volle Pulle- mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“-Die Biografie von Uli Borowka, geschrieben vom Journalisten Alex Raack, stürmte auf Anhieb in die Spiegelbestsellerliste. WOLL- sprach vor der Lesung in der Fredeburger Fachklink mit dem Ex- Fußballprofi der heute eine Sportmarketing- Firma betreibt.

„Wie geht es ihnen heute“ wollen wir wissen. „Es geht mir gut. Aber den Berg hier zur Klinik bin ich heute mit gemischten Gefühlen hochgefahren. Das lässt einen nicht kalt; es berührt mich auch wenn es schon mehr als 12 Jahre her ist“, sagt er. Mit eineinhalb Beinen habe er seinerzeit schon im Grab gestanden und aus der harten Therapie in Bad Fredeburg „brutal viel mitgenommen.“  „Ich bin „trocken“ aber immer noch gefährdet, also auch Weinbrandbohnen oder Schwarzwälder-Kirsch sind tabu. Aber da habe ich kein Problem mit“, versichert er. (Foto v. l Ulli Hansel (Öffentlichkeitsarebit Fachkliniken Bad Fredeburg) Dr. med. Dieter Geyer (Leitender Arzt), Uli Borowka und Uwe Hackenbracht, Klinikmamager

„Der Alkohol hat mir Ruhe vor mir selbst gegeben“ (Uli Borowka)

Wie schafft man es sich nachts „die Hucke vollzusaufen“ und am nächsten Morgen fit auf dem Trainingsplatz zu stehen oder ein Bundesligaspiel zu bestreiten, wollen wir wissen. Uli Borowka ist schonungslos ehrlich. “Doch, das ging. Mein Körper hat den Alkohol sehr schnell abgebaut. Es ging mir gut am nächsten Tag und ich war fit. Als Suchtkranker wird man sehr kreativ. Um erklären zu können, warum ich eine Fahne habe ließ ich mir die tollsten Sachen einfallen.“

„Das ist Uli: Fleischgewordene Zuversicht und Hoffnung darauf, dass das Leben nicht zwangsläufig beendet sein muss, selbst wenn man sein eigenes Leben mit Vollgas gegen die Wand gefahren hat“ (Alex Raack)

In der Therapie lernte er, dass sein Problem schon viel früher begann- mit der psychischen Abhängigkeit. „1984/ 85 war das“, erzählt er, „da kamen viele Sachen zusammen. Ich konnte es nie einfach mal bei zwei Bier sein lassen. Da musste dann immer noch eine Flasche Wein hinterher. Ich habe mich selbst völlig überschätzt. Und auch mein Image als „die Axt“ als härtester Verteidiger der Bundesliga, habe ich sehr gemocht. Der Alkohol hat mir Ruhe vor mir selbst gegeben.“ Gemerkt habe man es schon, der Trainer ihn auch mal drauf angesprochen, aber in der Mannschaft wird ein solches Problem gerne übersehen und abgetan. Man hat schließlich auch zusammen in der Kneipe gesessen.

Sein Buch rüttelt auf, geht unter die Haut, macht wach „eine brutale Grätsche in Herz und Gehirn“, wie ein begeisterter Leser schrieb. Uli Borowka steht nicht mit erhobenem Zeigefinger da, ist kein Moralapostel oder will gute Ratschläge verteilen. „Ich rate niemandem etwas, ich rede nur von mir selbst“, erklärt er locker. Er berichtet in seiner typisch direkten und kompromisslosen Art von Alkohol und Fußball, Freunden und Feinden, Enttäuschungen und Abstürzen. Und über seinen hart erkämpften Weg zurück ins Leben.

 


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